DL5ZR/TA3ZK, DL5XL/TA3ZI und DL3EL/TA3ZJ als

YM3DL in

Izmir / Türkei



Vom 24. bis 31. März 1997 waren in Izmir bei Mustafa, TA3B, zu Besuch um als am CQ-WPX Kontest teilzunehmen. Für Nichtfunkamateuere sei hier angemerkt, daß es bei diesem weltweiten Kontest (=Wettbewerb) darum geht, innerhalb von 48 Std mit soviel Funkamateuren wie möglich Kontakt aufzunehmen. Jeder Kontakt zählt je nach benutzter Frequenz ein oder mehr Punkte. Jeder Kontakt mit einem fremden Kontinent oder einem neuen Rufzeichenpräfix gilt als Multiplikator der bisher erreichten Punkte. Ein Amateurfunkrufzeichen kennzeichnet mit den ersten ein bis drei Zeichen das Land in dem diese Amateurfunkstelle betrieben wird. Dieser sog. Präfix ist international festgelegt. Die Türkei hat normalerweise TA für Amateurfunkrufzeichen. Zu besonderen Anlässen gibt die türkische Fernmeldebehörde Rufzeichen mit dem Präfix YM aus. Dies ist sehr selten und für einen Wettbewerb wie den CQ-WPX natürlich ideal, da man für den Rest der Welt quasi immer ein Multiplikator ist.

Mustafa hat ein schönes, dreigeschossiges Haus in Bornova, einem Stadtteil von Izmir, etwa 5km vom Meer entfernt. Das Haus liegt auf einem Hügel und hat Richtung Westen freie Sicht zum Meer.

Er hat uns in diesem Haus ein komplette Wohnung zur Verfügung gestellt, in der wir hervorragend gelebt haben.

Auf dem Dach des Hauses ist in einem kleinen bewachten Penthaus die Amateurfunkstation TA3B und die Pactor Mailbox TA3BBS untergebracht. Hier wieder die Info für Nichtfunkamateure: Pactor ist ein Datenübertragungsverfahren, daß für die Datenübermittlung auf Kurzwelle optimiert ist. Nicht sehr schnell (etwa 200 Bit/s, aber sehr robust gegen Störungen, geringe Bitfehlerrate). Es gibt ein weltumspannendes Mailboxnetz über das Nachrichten von Funkamateuren für Funkamateure vermittelt werden.

Als Station wurde uns von Yasar, TA3D, ein TS-850SAT zur Verfügung gestellt. Als Endstufe war eine YAESU FL-2000 vorhanden (sie wurde vor der Fahrt nach Izmir von Roland, DC1TY, gründlich überholt und für den Wettbewerb topfit gemacht) und als Antenne hatten wir einen Dreielement-BEAM Cushcraft A3, sowie eine FD-4.

Mussafer, TA3BW, führte uns einen Tag lang durch Izmir. Er zeigte uns den alten Kern der Stadt, malerisch auf einem Hügel oberhalb des Meeres gelegen, sowie die Neustadt mit großen Einkaufsstraßen (fast schon basarähnlich).

Mustafa hatte für uns private türkische Rufzeichen organisiert. Nach zwei Besuchen bei der örtlichen Telekommunikationsbehörde durften wir unsere Gastlizenzen mit den Rufzeichen TA3ZI, TA3ZJ und TA3ZK in Empfang nehmen.

An den restlichen Tage vor dem Kontest haben wir die Station fit gemacht, Antennen aufgebaut und viel gefunkt. Das größte Ereignis für Bornova in diesen Tagen war (dummerweise nicht unser Besuch) sondern der des türkischen Regierungschefs sowie der Außenministerin, die ganz in der Nähe unseres Hauses eine neu gebaute Siedlung eröffnet haben.

Der Kontest selbst zeichnete sich für uns durch relativ schlechte Bedingungen aus, wir haben in den 48 Stunden nur etwa 1800 Kontakte gemacht und etwas mehr als 3 Millionen Punkte erreicht. Mit einer Auswertung und einer Rangliste ist im ersten Quartal des Jahres 1998 zu rechnen. Dann bereiten wir uns (hoffentlich) schon wieder auf die nächste Tour nach Izmir vor.

Am Ostermontag, etwa 2 Stunden nach dem Ende des Wettbewerbs haben wir unsere Sachen gepackt und Izmir mit einem Airbus der Turkish Airlines wieder verlassen.

Nachsatz

Das Funken außerhalb von Wettbewerben macht von diesem Standort aus sehr viel Spaß. Es scheint, daß die Türkei recht begehrt ist. Egal zu welcher Zeit man CQ ruft, es dauert meist nicht lange und man hat sich ein ziemliches Pile-Up eingefangen. Ich habe festgestellt, daß entgegen vieler Diskussionsbeiträge in den Mailboxen oder in den Amateurfunkmagazinen die Disziplin der Funkamateure auf "dem Band" gar nicht *so* schlecht ist (inkl. der Süderopäer). Man muß nur sagen, was man will und dies auch durchsetzen, dann gehts hervorragend. Beispiel: Ich bin mehrfach darauf aufmerksam gemacht worden, daß Stationen aus den USA rufen würden. Diese sind durch die eropäische "Pile-Up Mauer" einfach nicht zu hören. Meiner Bitte nach etwas Ruhe aus Europa für ein bis drei Minuten wurde immer sofort nachgekommen und die Kontakte mit den USA waren kein Problem (spätestens nachdem ich nocheinmal deutlich gemacht habe, das nach meiner unmassgeblichen Meinung, zumindest aber für die nächsten 3 Minuten, Spanien in Europa liegt).

Anmerkung für die Nichtamateure:

Ein großer Unterschied, betrachtet man einmal nur den kommunikativen Aspekt unseres Hobbies zu anderen Funkdiensten, ist die Möglichkeit des "CQ" Rufens. Das bedeutet soviel wie "Anruf an Alle" oder: ich habe jetzt Lust mit irgendeinem auf der Welt, der mich hört zu reden. Ich habe nichts besonderes vor, ich möchte einfach nur mal mit jemandem reden. Sollte dies jemand hören, kann er sich ja melden (falls er auch Lust hat). CQ zu rufen ist nur wesentlich kürzer (Funkamateure lieben Abkürzungen). Aber im Ernst, daß es anscheinden auch bei dem *nichtfunkenden* Rest der Bevölkerung eine Art Bedarf nach soetwas gibt, sieht man ja an den sog. Partylines oder den Chat-Foren im Internet.

Funkamateure sammeln. Sie sammeln u.a. QSL-Karten, das sind kleine Kärtchen, die zur Bestätigung eines Kontakts (eines QSOs wie wir sagen) verschickt werden. Die aktuelle Karte von YM3DL ist weiter oben auf dieser Seite. Andere Sammeln Länder, d.h. Kontakte mit soviel verschiedenen Ländern wie möglich. Im Sinne des Amateurfunks gibt es zur Zeit so etwa 327 Länder auf der Welt (das liegt daran, das z.B. England, Wales, Schottland u. Nordirland als eigenständige Länder gelten).

Funkamateure aus der Türkei scheinen nicht sehr aktiv zu sein, es gibt im Vergleich mit anderen Ländern auch nur relativ wenig dort. Ein Gespräch mit einem Amateur aus der Türkei und eine Karte als Bestätigung ist also recht begehrt. Wenn man nun aus der Türkei CQ ruft (s.o.), dann gleichzeitig 50 Leute antworten und man sich aus dieser Menge die einzelnen der Reihe nach heraussuchen muß, dann wird das in Funkerkreisen als Pile-Up bezeichnet. Rein akustisch muß man sich das so vorstellen, daß man von etwa 50 bis 100 Leuten durch einen blickdichten Vorhang getrennt ist. Alle diese Leute rufen nun gleichzeitig Ihren Vornamen (bei uns ihr Rufzeichen) und man muß versuchen die Namen oder Teile davon zu erkennen.

Ich gebe zu, es ist für Nichtfunkamateure etwas schwer nachzuvollziehen, daß so etwas spaßmachen kann. Ist aber so!

Nachsatz: mittlerweile ist die Auswertung veröffentlicht. Das Team von YM3DL hat den ersten Platz in seiner Klasse in Asien belegt!!